Durch Gottes Augen – Teil 1

Quelle des Titelbildes: *siehe unten

Schuppen auf den Augen

  • F: „Bist du sicher, dass wir heute gehen sollen? Das ist doch viel zu gefährlich! Nachher passiert mit uns noch das gleiche!“
  • K: „Na glaubst du etwa, dass wir hier sicher sind? Hier sind wir mitten im Wespennest! Wir müssen hier weg! Es ist auch gar nicht weit. Das schaffen wir in ein paar Stunden
  • F: „Ja, du hast wohl Recht. Aber ich fühl mich sehr unwohl dabei!“
  • K:„Hey, ich habe niemals gesagt, dass das ein Spaziergang wird.Hier, zieh dir das hier über und zieh die Kapuze schön weit runter.“

Und so zogen sie los. Ihr Ziel war ca. 11-12 km weit entfernt und nach einiger Zeit strammen Fußmarsches waren sie weit genug von der Stadt entfernt, sodass sie sich sicher genug fühlten, um zu sprechen

  • F: „Hey, hör mal. Was machen wir jetzt? Wir können uns dort nie wieder blicken lassen. Wir können nicht mal auf den Markt gehen, um unser Zeug zu verkaufen! Die wissen bestimmt wer wir sind. Die wissen, dass wir dabei waren. Die haben uns doch gesehen!“
  • K: „Ach, die werden sich schon beruhigen. Lass nur ein bisschen Zeit vergehen. Mich bedrückt vielmehr, dass es vorbei ist. Es ist alles vorbei. Wie konnte das nur geschehen? War das eine Nummer zu groß für ihn? Er hätte noch warten sollen Wir hätten uns noch besser vorbereiten müssen. Wir hätten mehr Leute gebraucht.Es war einfach noch nicht an der Zeit und jetzt…jetzt ist alles vorbei. Ich mein, sowas überlebt keiner. Selbst, wenn er noch nicht ganz tot war, muss er doch bald darauf gestorben sein. Schwer verletzt…“
  • F: „Und wer könnte so ein großes Interesse an der Leiche haben, dass er sich dafür sogar mit den Wachen anlegt?Hat da wirklich jemand geglaubt, dass er es noch schafft und er gesund gepflegt werden kann?“
  • K: „Ach, das glaub ich alles nicht. Das ergibt keinen Sinn. Sowas macht keiner. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass die anderen uns angelogen haben sollten.Wenn sie sagen, dass sie ihn gesehen haben, dann wird da schon etwas dran sein. Es war ja nicht nur einer, der das gesagt hat.
  • F: „Ja, aber du musst auch bedenken, dass es Frauen waren. Kann man die denn ernst nehmen?“
  • K: „Mag sein, aber ich glaube kaum, dass die anderen einfach ungeprüft nur alles nachgeplappert haben. Was, wenn er wirklich lebt?“
  • F: „Ja, also wenn er wirklich lebt, dann ist trotzdem alles vorbei. Was will er denn noch hier? Die haben ihn festgenommen. Die haben ihn umbringen wollen! Spätestens jetzt kennt ihn jeder. Die Behörden suchen wie verrückt nach ihm. Die werden sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.“
  • K: [Erschrocken] Oh nein!
  • F: „Was ist los?“
  • K: „Was auch immer du tust, schau weiter nach vorne. Da kommt jemand. Nicht weglaufen, ganz normal weitergehen. Er kommt von links, den kleinen Pfad herunter. Er hat uns schon längst gesehen. Er darf ja keinen Verdacht schöpfen.
  • F: „Oh Mann, ich mach mir gleich in die Hosen!“
  • K: „Ganz ruhig, …. ….ich glaub …. der ist nicht gefährlich. Der sieht halbwegs friedlich aus. Außerdem ist er allein, wir sind zu zweit
  • F: „Aber wir sind unbewaffnet. Wer ist das wohl?“
  • K: „Weiß ich nicht, aber bleib ganz ruhig. Überlass mir das sprechen.“ [Zum Fremden]„Friede sei mit dir!“
  • J: „Schalom, ihr beiden. Wohin geht ihr?“
  • K: „Wir gehen zurück in unser Dorf.“
  • J: „Darf ich euch begleiten? Ich muss noch eine Herberge finden.“
  • K: „Nun gut, Emmaus ist zwar nicht groß, aber es wird sich schon etwas finden lassen.“
  • Bibel, Lukas 24,17: J: „Was habt ihr unterwegs miteinander gesprochen? Und warum seid ihr so traurig?“

18 Da antwortete der eine, dessen Name Kleopas war, und sprach zu ihm: Bist du der einzige Fremdling in Jerusalem, der nicht erfahren hat, was dort geschehen ist in diesen Tagen?

19 Und er sprach zu ihnen: Was? Sie sprachen zu ihm: Das mit Jesus, dem Nazarener, der ein Prophet war, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk;

20 wie ihn unsere obersten Priester und führenden Männer ausgeliefert haben, daß er zum Tode verurteilt und gekreuzigt wurde.

21 Wir aber hofften, er sei der, welcher Israel erlösen sollte. Ja, bei alledem ist heute schon der dritte Tag, seit dies geschehen ist!

22 Zudem haben uns auch einige Frauen aus unserer Mitte in Verwirrung gebracht; sie waren am Morgen früh beim Grab,

23 fanden seinen Leib nicht, kamen und sagten, sie hätten sogar eine Erscheinung von Engeln gesehen, welche sagten, er lebe.

24 Und etliche der Unsrigen gingen hin zum Grab und fanden es so, wie es auch die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber haben sie nicht gesehen.

25 Und er sprach zu ihnen: O ihr Unverständigen, wie ist doch euer Herz träge, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben!

26 Mußte nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?

27 Und er begann bei Mose und bei allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezieht.

28 Und sie näherten sich dem Dorf, wohin sie wanderten; und er gab sich den Anschein, als wollte er weitergehen.

29 Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt! Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben.

30 Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, sprach den Segen, brach es und gab es ihnen.

31 Da wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn; und er verschwand vor ihnen.

32 Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Weg, und als er uns die Schriften öffnete?

33 Und sie standen auf in derselben Stunde und kehrten nach Jerusalem zurück und fanden die Elf und ihre Gefährten versammelt,

34 die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden, und er ist dem Simon erschienen!

35 Und sie selbst erzählten, was auf dem Weg geschehen war, und wie er von ihnen am Brotbrechen erkannt worden war.

(Franz Eugen Schlachter, übers. von, Die Bibel: Neue revidierte Fassung 2000, 2. Auflage. (Geneva; Bielefeld: Genfer Bibelgesellschaft; Christliche Literatur-Verbreitung, 2004), Lk 24,17–35.)

 

Was … war da jetzt eigentlich los?

Was war ihr Problem?

Warum erkannten sie Jesus nicht?

Jesus half ihnen doch sogar durch sein pädagogisches Nachfragen.

„Was?“

Sodass sie ihm noch einmal sauber alle Fakten, die sie kannten, auf den Tisch legten.

„Heute ist schon der dritte Tag.“

Spätestens da hätte es doch „klick“ machen sollen.

Das merkt man daran, dass Jesus so reagiert wie in Vers 25: „O ihr Unverständigen, wie ist doch euer Herz träge, zu glauben …“

Aber sie standen immer noch voll auf dem Schlauch.

Warum?

In ihren Augen war die Kreuzigung eine große Niederlage. Ihre Hoffnungen waren dahin.

Ihre Situation hatte sich sogar komplett umgekehrt.

Bevor sie Jesus kannten waren sie zumindest nicht gesucht und verspottet.

Jetzt hatten bspw. die zwölf Jünger teilweise ihren Besitz aufgegeben. Die Fischerboote bspw..

War das alles nur eine große Fehlinvestition? Einfach verkalkuliert?

Dieser Interpretation der Kreuzigung Jesu als Niederlage musste erst einmal abgeholfen werden.

Also gibt Jesus ihnen eine Bibelstunde sondergleichen.

Ich weiß ja nicht, welche Stellen er ihnen ausgelegt hatte, aber wenn er alles durchgegangen ist, was sich auf ihn bezieht, dann wird das schon einige Zeit gedauert haben.

Als sie das lernten, brannten ihre Herzen.

Warum brannten sie?

Weil sie gerade einen Paradigmenwechsel erlebt hatten.

Das Faktum, das ihnen Kopfzerbrechen bereitet hatte, sorgte nun für das wahrscheinlich größte Aha-Erlebnis und Erstaunen ihres Lebens

Die Kreuzigung war tatsächlich ein Sieg.

Das war Paradigmenwechsel Nr. 1.

Aber sie erkennen immer noch nicht wen sie da vor sich haben.

Nun gut, sie gehörten nicht zu den Zwölf, also hatten sie wahrscheinlich weniger Umgang mit ihm gehabt.

Aber es war genug, dass sie ihn an der Art des Brotbrechens erkannten.

Wie hat er denn jetzt das Brot geteilt, dass gerade DAS ihnen die Augen geöffnet hatte?

Und wo hätten sie das zuvor gesehen haben können?

Nun, bei der Speisung der 5000 brach Jesus das Brot. Da könnten sie es gesehen haben.

Paradigma?

Jetzt habe ich mehrmals einen Begriff verwendet, den ich hier einmal näher erläutern möchte

Was ist ein „Paradigma“? Kurz gesagt:

para = neben; dieknymi = zeigen à begreiflich machen

Ein Paradigma ist also ein Erklärungsmodell, Vorbild, Muster.

Heute meint man damit: Grundsätzliche Denkweise, Sichtweisen, Überzeugungen, Lebenseinstellung, Weltanschauung, die Brille, durch die du alles siehst und interpretierst.

Wir alle haben unsere verschiedenen Paradigmen.

Was passiert beim Paradigmenwechsel?

Wenn deine bisherige Brille an ihre Grenzen gerät, durch neue Umstände, Widersprüche, Unregelmäßigkeiten, drängt sich die Frage auf, ob nicht eine bessere Brille her muss.

Die Emmausjünger dachten, dass Jesus tot sei und er doch nicht der Messias sei, aber plötzlich ist das Grab offen, Leichnam verschwunden. Es gibt Gerüchte, dass er gesehen worden sei. Alles widersprach ihrem derzeitigen Paradigma, dass Jesus tot und verloren sei.

Die Schriftenauslegung, die Jesus ihnen schenkte, hat ihnen dann so viele „Schwierigkeiten“ bereitet, dass das alte Paradigma nur noch schwer aufrechtzuerhalten war.

Das führt zu einer radikalen Veränderung der Vorstellung, Erkenntnis und Einschätzung der Situation, der Fakten.

Das führt zur Ersetzung des alten durch ein völlig (oder teilweise) neues Paradigma, das die Schwierigkeiten des alten Zugangs löst.

Denkt nur einmal daran wie sich eure Beurteilung von Leid geändert hat, als ihr realisiert habt, dass ein großer Kampf zwischen Gut und Böse tobt?

Was hat das für euch geändert?

Das Paradigma hat Auswirkungen auf unser Leben, auf unser Handeln, unser Denken, auf unsere Beurteilung von Situationen + Ereignissen, von Menschen, von uns selbst, von Gott.

In dieser Artikelserie möchte ich mit euch dieses Thema vertiefen:

„Durch Gottes Augen“

Es sollen uns die Schuppen von den Augen fallen, die Tomaten entfernt werden

Wir wollen schauen wie Gott sieht und mit unserer Perspektive ein Stück weit der himmlischen Sicht näher kommen.

 

*Quelle des Titelbildes:

Von The HST data are from proposal 9700. Processed images may be obtained from the Helix MAST web site. The Hubble Helix Team includes M. Meixner, H.E. Bond, G. Chapman (STScI), Y.-H. Chu (U. Illinois, Urbana-Champaign), P. Cox (Institut d’Astrophysique Spatiale, France), W. Crothers, L.M. Frattare, R.Gilliland (STScI), M. Guerrero R. Gruendl (U. Illinois, Urbana-Champaign), F. Hamilton, (STScI), R.Hook (STScI/ESO), P. Huggins (New York Univ.), I. Jordan, C.D. Keyes, A. Koekemoer (STScI), K.Kwitter (Williams College), Z.G. Levay, P.R. McCullough, M. Mutchler, K. Noll (STScI), C.R. O’Dell (Vanderbilt University), N. Panagia, M. Reinhart, M. Robberto, K. Sahu, D. Soderblom, L. Stanghellini, C. Tyler, J. Valenti, A. Welty, R. Williams (STScI). The CTIO data were taken by C.R. O’Dell (Vanderbilt University) and L.M. Frattare (STScI). The science team includes C.R. O’Dell (Vanderbilt University), P.R. McCullough and M. Meixner (STScI).Credit: NASA, ESA, and C.R. O’Dell (Vanderbilt University)News Release Number: STScI-2004-32 – Image, complementary information, Gemeinfrei, Link