Die katholische Kirche sieht sich in der Corona-Pandemie dazu berufen Sünden zu erlassen. Das ist sicherlich lieb gemeint. Sie tun nach bestem Wissen und Gewissen das, was nach ihrem Glauben den Menschen hilft und Frieden bringt. Allerdings müssen die Katholiken einige Bedingungen erfüllen und diese „Regeln“ sind ziemlich genau festgesetzt. Sie können großzügigerweise aus einer Liste von Möglichkeiten auswählen, was sie tun wollen, um ihre Sünden streichen zu lassen:
- an digitalen Andachten teilnehmen
- „mindestens eine halbe Stunde“ die Bibel lesen
- für die an COVID19 erkrankten Menschen beten
- im Leben regelmäßig einige Gebete gesprochen haben (gilt für Sterbende)
Was ist das für eine Glaubenspraxis? Wo kommt sie her?
Stell dir vor, du hast jemandem etwas gestohlen. Nun plagt dich dein Gewissen. Es war offensichtlich moralisch nicht korrekt dies zu tun. Du würdest auch nicht wollen, dass dir jemand etwas stiehlt (siehe Goldene Regel). Du bereust deine Tat und entscheidest dich das Gestohlene zurückzugeben und den Geschädigten um Vergebung zu bitten. Dieser freut sich natürlich, verlangt nun aber plötzlich, dass du ihm noch einen Gefallen tust. Du musst dir die Vergebung für ein reines Gewissen verdienen, sonst wird er nicht aufhören dich als schuldig zu betrachten. Wenn du diese Bedingungen nicht erfüllen kannst oder willst, dann verdienst du keine Vergebung.
Ist das aufrichtige Vergebung? Hat die Person damit nicht eine gewisse Macht über die Person? Je wichtiger dir die Vergebung ist, desto mehr hat die Person dich in der Hand. Wenn dein Leben und sogar dein Leben nach dem Tod davon abhängt, so wirst du doch alles tun, was nötig ist. Das würde dich zu einem Sklaven machen.
Wenn Gott so drauf wäre, würdest du dann mit ihm etwas zu tun haben wollen? Ich würde das nicht wollen und würde selbst bei der stärksten Überzeugung, dass Gott existiert, aus verzweifeltem Selbstschutz versuchen Gott aus meinem Leben zu verbannen. Wenn ich das nicht schaffe, dann werde ich ein sehr miserables Leben führen.
Ist das der Gott der Bibel, die die römisch-katholische Kirche (RKK) zu lesen empfiehlt? Schauen wir es uns einmal an.
Im 1. Johannesbrief, Kapitel 1, Vers 9 (1 Jo 1,9) steht: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinige von aller Ungerechtigkeit.“ (Schlachter 2000-Übersetzung*). Was sind hier die Bedingungen für die Vergebung? Das Sündenbekenntnis. Das hört sich schon ganz anders an. Da muss nichts dafür getan werden. Heißt das, dass man zu einem Priester gehen muss, um ihm seine Sünden zu beichten?
In Apostelgeschichte 3 spricht Petrus zu Männern in Israel. In Vers 19 fordert er sie auf „So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen.“ Buße zu tun und sich zu bekehren werden hier als Voraussetzungen genannt. Dabei geht allein um die innere Haltung. Für Buße steht hier das griechische Verb μετανοήσατε (metanoäsate), eine Aufforderung (Imperativ). Das bedeutet Reue empfinden, Sinn/Leben/Verhalten ändern.
Für „bekehren“ steht ἐπιστρέψατε (epistrepsate), ebenfalls Imperativ, was so viel bedeutet wie „umkehren, zurückkehren“. Damit meinte Petrus die Rückkehr zu Gott. Wenn Menschen in der Bibel fasteten oder in Sacktuch und Asche saßen, war das nur der äußere Ausdruck ihrer inneren Haltung, nicht aber die Voraussetzung für die Vergebung Gottes (vgl. Davids Ehebruch und Mord in Psalm 51 und 2. Samuel 11 bis 12 und in Kapitel 12 beachte V 16 und 17).
Gott schickt uns nicht auf einen „Guilt trip“, zu deutsch: Er lässt uns nicht erst eine Zeit lang mit Schuldgefühlen leben, weil er sich dann besser fühlt. Das tun Menschen leider nur allzu oft. Doch Gott ist kein Mensch. (4. Mose 23,19) und geht ganz anders mit uns um.
Auch im Alten Testament wird die Vergebung der Sünden mit der inneren Haltung verknüpft: „Wohl dem, dessen Übertretung vergeben, dessen Sünde zugedeckt ist! Wohl dem Menschen, dem der HERR keine Schuld anrechnet und in dessen Geist keine Falschheit ist“ (Psalm 32,1-2). Laut der Bibel werden wir allein durch den Glauben an Jesus und das, was er für uns getan hat, durch die Anerkennung seiner Person, seiner Stellung als Allerhöchster.
Wie kommt es nun, dass die römisch-katholische Kirche meint, dass sie die Sünden vergeben muss, wenn doch eigentlich die Gläubigen ganz allein im privaten, stillen Gebet zu Gott beten können, sei es um die Vergebung ihrer Sünden, das Erbitten von Schutz und Hilfe oder sonst irgendetwas, was dem Gläubigen auf dem Herzen liegt.
Die RKK hat eine ganze andere Hermeneutik. Sie stellt ihre menschliche Tradition höher als die Bibel. Somit haben sich sehr menschliche Haltungen und Verhaltensweisen eingeschlichen, die ganz und gar nicht mehr freiheitlich sind und auch den Frieden für die Seele nicht bringen. Man denke nur an den Ablasshandel, die geschürte Angst vor ewiger Qual in der Hölle.
Wie es dazu gekommen ist und warum die katholische Kirche in der Geschichte so hässliche Dinge im Namen Gottes getan hat, wird eindrucksvoll im Buch „Vom Schatten zum Licht“ geschildert. Es wirft Licht auf den großen Konflikt zwischen den verschiedenen Mächten in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Autorin Ellen G. White (Lebenslauf und Steckbrief) ist die meistübersetzte Amerikanerin der Geschichte und wohl auch eine der Fleißigsten (ca. 100.000 geschriebene Seiten, 5000 Artikel, 8300 Briefe und Manuskripte, über 40 Bücher).
Man liest leider immer wieder in den Medien, was „die Kirche“ so alles macht. Doch die Kirche ist nicht Gott. Man kann das Wesen und Handeln Gottes nicht aus Menschen erschließen, sondern aus seiner eigenen Offenbarung.
Die deutlichste Offenbarung ist die Bibel und zwar diese allein, ohne menschliche Traditionen. Bleibt zu hoffen, dass die katholischen Leser in der mindestens 30-minütigen Bibellektüre auf diese Texte stoßen und merken, was für einen Betrug die katholische Lehre und Glaubenspraxis darstellt. Dann werden sie merken, dass Gott ihnen dann vergibt, wenn sie in ihrem Herzen aufrichtig bereuen und sich mit Gott versöhnen wollen.
Glaubt intelligt, glaubt evidenzbasiert. Findet die Hinweise in der Bibel und in der Natur!